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– leider nur solche, bei denen es einem geht, wie dem erwachsenen Menschen vor dem Marionettentheater: alles Interesse hört auf, sobald der Unternehmer die Puppen wieder in den Kasten legt. Am liebsten möchte ich jetzt still in der Fensternische meiner Zelle sitzen und lesen, lesen, lesen. Ich habe eine Bibliothek entdeckt – im Verein für Wissenschaft und Kunst –, die mir um so mehr zur Verfügung steht, als sie niemand sonst zu benutzen scheint. Ein junger Beamter mit einem strengen Asketengesicht, der mich zuerst sehr abweisend behandelte, ist jetzt mein bester Berater. Du hättest sehen sollen, wie seine sonst halb geschlossenen Augen aufleuchteten, als ich die Schönheit Münsters pries! ‚Wenn Sie erst ganz Westfalen kennen würden!‘ meinte er, und dabei huschte ein heller Schein kindlicher Schwärmerei ihm über die Züge. Er gab mir Stöße von Büchern mit, aus denen ich Natur und Kunst seiner geliebten roten Erde kennen lernen soll. Was mich aber noch weit mehr anzieht, sind die zahlreichen Werke allgemeinen kulturgeschichtlichen Inhalts, die der Katalog der Bibliothek aufweist. Mein Berater erklärte freilich mit aller Bestimmtheit, das wäre nichts für mich, es seien Bücher darunter, die die Ruhe der Seele gefährdeten; er wurde blaß und rot, als ich ihm versicherte, daß mir nichts wünschenswerter sei; und als ich von dem alten Bibliotheksdiener Leckys Geschichte der Aufklärung und Tylors Anfänge der Kultur verlangte, starrte er mich an wie eine Erscheinung und stotterte schließlich: „Aber – aber es sind nicht einmal Bilder drin!“ Nächtlicherweile habe ich sie verschlungen, mein Verstand hat zu ihnen ja und zehnmal ja gesagt; – meine Sinne aber schwelgten im

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/359&oldid=- (Version vom 31.7.2018)