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13. Division“ stand dort, fett gedruckt. Die 13 aber war rot unterstrichen.

Mein Vater verließ die Gesellschaft, wenn dreizehn bei Tische waren, er drehte um, wenn eine Katze ihm über den Weg lief, und machte drei Kreuze, wenn ihm beim Morgenritt als Erste ein altes Weib begegnete. Ich lächelte leise und drückte schmeichelnd meine Wange an die seine. „Den Spuk werden wir bannen, Papachen – auf immer.“

„Glaubst du?!“ meinte er zweifelnd und starrte mit großen Augen an mir vorbei ins Leere.

Wir blieben nur noch wenige Tage. Der alte Packer aus Berlin, der jedes Stück unserer Einrichtung kannte und seine Kisten stets so wiederfand, wie er sie beim letzten Umzug verlassen hatte, pflegte uns, wenn er kam, ebenso entschieden wie freundlich hinaus zu komplimentieren. „For ne Exzellenz is der Dreck nu jar nischt,“ sagte er diesmal, als er mit seinem Zeitungspaket unter dem Arme eintrat. In Berlin hielten wir uns noch auf der Durchreise auf. Während Papa sich meldete, machten wir Besorgungen. Die Größe der künftigen Wohnung hatte eine erhebliche Vermehrung unserer Einrichtung notwendig erscheinen lassen, und die alten Möbel waren schon lange eines neuen Gewandes bedürftig. Auch an Toiletten für den nächsten Karneval fehlte es uns. Unter dem Eindruck, nun nicht mehr mit jedem Groschen rechnen, nicht mehr an allen verlockenden Auslagen als bloße Zuschauerin vorbeigehen zu müssen, verjüngte sich meine Mutter förmlich; ich entdeckte zum erstenmal und nicht ohne Beschämung, daß sie mit ihren dreiundvierzig Jahren noch immer

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/353&oldid=- (Version vom 31.7.2018)