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„Aber ich verkomme vor Qual, solang du nicht mein bist!“ gab er zurück und beugte das Knie in bittender Gebärde zu dem lang gezognen Sehnsuchtston der Musik.

Ein Walzer folgte dem Menuett. Hellmut lehnte mit verschränkten Armen an einem Pfeiler, und jedesmal, wenn ich vorüberkam, fühlte ich seinen Blick.

„Du darfst heute mit keinem anderen tanzen,“ redete er mich an, als mein Tänzer mich verlassen hatte, – er vermochte seiner Erregung kaum Herr zu werden. Vergebens suchte ich ihm das Unmögliche seines Verlangens klar zu machen; „ich verlasse das Schloß, wenn du nicht tust, um was ich dich bitte, – ich halts einfach nicht aus, daß jeder Schmutzfink dich im Arm hält und seine frechen Blicke sich an deiner Schönheit weiden.“ Ich fügte mich beglückt von der Stärke seiner Leidenschaft, und um keinen anderen Verdacht aufkommen zu lassen, bat ich meine Mutter, mir in der Garderobe eine aus Taschentüchern improvisierte Bandage um den „verstauchten“ Fuß zu legen, der mich am Tanzen hindern sollte.

Hellmut und ich trennten uns an dem Abend nicht mehr. Im Ballsaal drängte sich die Jugend, in den Nebenzimmern saßen die Älteren an den Whisttischen. Wir gingen durch die langen Galerien mit ihrer bunten, phantastischen Dekoration, wo die Lampen immer spärlicher brannten. Wir standen eng aneinander geschmiegt vor Tristan und Isoldens Liebesmär, die hier im Schloß der sittenstrengen Obotriten in hellen Farben an den Wänden prangt, und wie Lebendige tauchten Hero und Leanders Marmorbilder im rosigen Schein gedämpften

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)