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den neuen Bebauungsweisen, der ganzen intensiven Art der Bewirtschaftung kamen Scharen neuer Arbeitskräfte ins Land, von denen die Alteingesessenen Ansichten und Bedürfnisse rasch, Handfertigkeit und Verständnis aber um so langsamer lernten. Die Unzufriedenheit wucherte wie Unkraut, und am üppigsten in den kleinen strohgedeckten Katen, deren Bewohner seit Generationen im Dienste der Golzows standen.

In einer der ältesten hauste die alte Maruschka mit Kindern und Enkeln, ein verhutzeltes, zitteriges Weiblein. Wie braune Fichtenrinden waren ihre Wangen und ihre Stirn, die Augen eingesunken, weiß und gelb wie versteckte Harzlöcher. Nur wenn sie Großmama sah, verzog sie die dünnen Lippen zu einem Grinsen. Vor Jahren hatte ich sie, die seit ihrer frühsten Mädchenzeit in der Burg diente, noch in einem der dunkelsten Räume, dicht über dem Wassergraben, von morgens bis abends vor dem alten mächtigen Webstuhl sitzen sehen. Alle Mägde trugen die Stoffe, die sie wob: feste harte, aus groben blauen und roten Fäden. Die „junge Frau Baronin“ hatte sie aufs Altenteil gesetzt, – sie brauchte das Zimmer, und die hübschen Dienstmädchen trugen das altmodische Zeug nicht mehr. Nun haßte die Alte die neue Zeit und alles, was sie mit sich führte. An ihrem schwälenden Herdfeuer in der engen Stube mit dem grauen schmierigen Lehmboden, wo Hühner, Gänse, Ferkel und Kinder durcheinander gackerten, quiekten und schrieen, war die Freistatt aller Murrenden. Sie hetzte die Schüchternen auf, die noch in blinder Unterwürfigkeit an der Herrschaft hingen, sie lobte die Unbotmäßigen und hatte trotz all ihrer Armseligkeit stets den Schnaps bereit für die,

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/237&oldid=- (Version vom 31.7.2018)