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blaß, mißmutig. Ich hätte nun gern meinerseits triumphiert, aber das Mitleid mit den armen Würmern, die sie mit solcher Giftlaune unter dem Herzen tragen, überwog. Ein Weib, das ein Kind erwartet, sollte sein wie eine Siegerin!“

Ich atmete auf, als wir endlich in Pirgallen waren, wo ich hoffte, mich meinen Studien und Arbeiten ganz überlassen zu können. Dort hatte sich inzwischen mancherlei verändert. Mein Onkel hatte sich in den Reichstag wählen lassen, – auf vieles Zureden seiner Parteigenossen, denn in ihm selbst regte sich zu stark das alte Herrengefühl des ostdeutschen Junkers, als daß es ihm nicht widerstrebt hätte, die durch das allgemeine Wahlrecht nun einmal festgesetzte Gleichheit zwischen Herr und Knecht auch nur äußerlich anzuerkennen. Daß er, dessen Verkehr mit den Untergebenen nur im Befehlen, Tadeln und Strafen bestand, von ihrer Gunst abhängig war, ja sogar um sie werben mußte, erschien ihm als eine Entwürdigung. Er war dabei ein so ehrlich überzeugter Konservativer, so durchdrungen davon, daß jede Erweiterung der Freiheit und der Rechte der unteren Volksklassen zu ihrem eigenen Verderben ausschlagen würde, daß er sich vollkommen berechtigt glaubte, auch durch ungesetzliche Mittel den Einfluß liberaler oder gar sozialdemokratischer Strömungen zu bekämpfen. Seinen ehemaligen Viehhirten, einen notorischen Säufer, der sozialdemokratisch gestimmt hatte, weil „der Herr Baron dem Krugwirt verboten hatte, ihm mehr als zwei Glas Schnaps zu geben,“ pflegte er seiner Mutter gegenüber immer wieder zu zitieren, wenn sie das „Recht auf die persönliche Überzeugung“ verteidigte. „Gar nichts wußte

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/235&oldid=- (Version vom 31.7.2018)