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und schon bei den Unmündigen wirkt die Majorität überzeugend. Die Anführer bei solchen Späßen, die mir den Umgang mit meinesgleichen früh verleideten, waren meist mein Vetter Werner und Adda, das Töchterchen eines der Regimentskameraden meines Vaters. Mit jener Grausamkeit, die nur den kleinen Menschentieren eigen ist, rächten sie sich durch ihre Neckereien an meiner Besonderheit. Einig waren wir drei eigentlich nur, wenn es galt, unseren französischen Bonnen einen Schabernack zu spielen. Wir konnten sie alle nicht leiden und empfanden sie nur als notwendiges Übel, unter dem wir gemeinsam zu leiden hatten.

An jedem schönen Morgen führten sie uns in den Park von Sanssouci; kein Wort Deutsch durften wir sprechen, und artig mußten wir nebeneinander gehen. Wenn die drei Fräuleins aber erst häkelnd auf einer der Bänke saßen und die Lebhaftigkeit ihres Gesprächs einen gewissen Höhepunkt erreicht hatte, benutzten wir schleunigst die Gelegenheit, aus ihrem Gesichtskreis zu verschwinden, und dann war ich die Anführerin. Wo die Büsche am dichtesten waren, versteckten wir uns und spielten im grünen Dämmerlicht phantastische Märchen. Meine blühende Phantasie steckte die beiden andern an: unter halbverwitterten steinernen Göttern gruben sie eifrig nach den Schätzen, von denen ich ganz genau zu erzählen wußte, oder sie umschlichen geduldig immer wieder des alten Fritzen Schloß oben auf den Blumenterrassen, die Ritter und die Feen mit Herzklopfen erwartend, die ich schon „soo“ oft gesehen hatte. Wenn freilich durchaus nichts von dem Erwarteten sich zeigen wollte, mußte ichs bitter büßen, und wenn wir

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)