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fremde Blumen in den nordischen Garten verpflanzt. Manch eine mag dabei im Frost erstarrt, vom Meersturm zerzaust worden sein, andere aber blühten, trugen Frucht und streuten den Samen ihrer Heimaterde in das Land, wo er üppig aufging, so daß es zwischen den gelben Dünen, den weißen Birkenstämmen und knorrigen Eichen gar seltsam anzuschauen war.

Auch meine Großmutter war solch eine fremde Blume gewesen: ein Kind der Liebe, dem heimlichen Bund eines Königs mit einem kleinen elsässischen Komteßchen entsprossen. Und sie war wohl nie recht heimisch geworden da oben. Sie fror immer, saß auch im Sommer gern am Kaminfeuer der Halle, und schwere schleppende Samtkleider, mit Pelz verbrämt, trug sie am liebsten. Sie blieb auch einsam trotz der großen Kinderschar, die sie umgab. Das Blut der Golzows war lebenskräftiger als das ihre, denn all die Buben und Mädeln, die sie gebar, waren nicht eigentlich ihre Kinder: mit hellen blauen Augen aus rosigweißen Gesichtern blickten sie in die Welt, und Jagd und Tanz, Spiel und Liebe blieb ihnen Lebensinhalt.

An meine Mutter, ihr jüngstes Kind, die goldblonde Ilse, hatte sie sich mit aller Kraft ihrer Sehnsucht geklammert. Lange hoffte sie, sich selbst in ihr wiederzufinden, und verdeckte mit den bunten Gewändern ihrer Phantasie in zärtlicher Selbsttäuschung alles, was ihr fremd war an ihrer Tochter. Sie half ihr auch den Starrsinn des Vaters brechen, der sich ihrer Verbindung mit einem armen Infanterieleutnant widersetzte. Die Ehe mit dem ernsten, strebsamen Mann würde, so meinte sie, ihr eigentliches

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/008&oldid=- (Version vom 31.7.2018)