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„Wo lag mein Unrecht?“

Mit diesem Glanzeffekt endigte die Geschichte – ich hatte ihn eben niedergeschrieben, als mich meine Mutter in dem kalten Zimmer entdeckte, mich ausschalt und zwang, heißen Thee zu trinken.

So, – das ist die Geschichte von der Entstehung meiner Erst­lingsarbeit.

Sie wurde in der „Bohemia“ gedruckt. Der Stil war holprig und die Orthographie hatte der Redakteur nachgebessert, aber es kam eine Beschreibung des Böhmerwaldes drin vor, die sehr gelobt wurde, und auch etwas Aphoristisches über den Apoll vom Belve­dere – was es war, weiß ich nicht mehr genau. – –

So hatte es angefangen, mein Schreibfieber nämlich – und die späteren Anfälle meldeten sich ziemlich in derselben Weise – immer ein von irgend einem starken Eindruck hervorgerufener angenehmer oder unangenehmer (meist letzteres) Nervenaufruhr, der sich plötzlich in einer, auf ein spezielles Ziel gerichteten Thätigkeit der Phantasie erst zuspitzte, dann klärte und löste. – Eine neue Arbeit war immer ein Gebilde, das aus einem Chaos überreizter Empfindung emporstieg – immer eine Art Fiebertraum! –

Obzwar ich, kurz nachdem ich meinen Niklas Z. zu Papier ge­bracht, eine schöne Singstimme an mir entdeckte, deren allzu eifrige Pflege den baldigen Untergang derselben herbeiführte, – so blieb mir doch stets noch die Zeit, hie und da eine Novelle niederzukritzeln, und es entstanden zwischen meinem fünfzehnten und fünfundzwan­zigsten Jahr eine ganze Reihe teils von Entwürfen, teils von aus­geführten Erzählungen, von denen damals aber höchstens zwei böh­mische Provinzblätter etwas wissen wollten – die „Bohemia“ und

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Ossip Schubin: Meine Erstlinge. Verlag von Gebrüder Paetel, 1894, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Meine_erstlinge_Schubin_Ossip.djvu/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)