vorzüglich erscheinen im Komischen, weil es so viel Eckiges und Hervorspringendes hat, gleich feststehende Masken. Ueberhaupt aber, jemehr solche Charaktere auf die Natur eines Volks, seine Tugenden und Schwächen sich gründen, desto bleibender und unvergänglicher werden sie auch seyn, und nach allen äußerlichen Veränderungen jedesmal frisch sich herausbilden. Welches Epos hätte nicht als Helden einen Achill und Ulysses, im Humor und Scherz seinen Lalenbürger und Eulenspiegel. Es sind die natürlichen Formen und Gränzen der Poesie, innerhalb welchen sie sich mit aller Freiheit und Mannigfaltigkeit bewegen kann. Von Siegfrieds eigenthümlichem, die deutsche Natur vorzugsweise bezeichnenden Charakter, war vorhin die Rede; dieser hat aber schon einen gewissen Anklang von einem andern, der hier oft vorkommt und der Dummling genannt wird. In der Jugend zurückgesetzt, zu allen Dingen, wozu Witz und Gefügsamkeit gehören, ungeschickt, muß er gemeine Arbeiten verrichten (wie Siegfried das Schmiedehandwerk treibt) und Spott erdulden; er ist das Aschenkind, das am Heerde oder unter der Treppe seine Schlafstätte hat; aber es leuchtet dabei eine innere Freudigkeit und eine höhere Kraft durch; schön wird er im Parcifal der Dummeklare genannt[1]. Kommt es dann zur lebendigen That, so erhebt er sich schnell, wie eine lange keimende, endlich vom Sonnenlicht berührte Pflanze, und dann vermag er allein unter vielen das Ziel zu erreichen. Er ist hier unter verschiedenen Verhältnissen dargestellt, gewöhnlich der jüngste von dreien Brüdern, stehen ihm die beiden
- ↑ Vergl. Altdeutsche Wälder I.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite LI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_v_051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)