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und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. „Ei, sprach der Herr, du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen.“ „Ich bin ein Laufer antwortete er, und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; denn wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder als ein Vogel fliegt.“ O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.“ Da ging er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm: „manierlich! manierlich! setz deinen Hut doch ein bißchen gerad, du siehst ja aus wie ein Hans Narr.“ „Ich darfs nicht thun, sprach der andere, denn setz ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger, entsetzlicher Frost und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen todt zur Erde.“ „O, geh mit mir, sprach der Herr, wenn wir sechs zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.“

Nun gingen die sechse in die Stadt, wo der König hatte bekannt machen lassen, wer mit seiner Tochter in die Wette laufe und den Sieg davon trage, der solle ihr Gemahl werden; wer aber verliere, müsse auch seinen Kopf hergeben. Da meldete sich der Mann und sprach: „ich will aber meinen Diener für mich laufen lassen.“ Der König antwortete: „dann mußt du auch noch dessen Leben zum Pfand setzen, also daß sein und dein Kopf für den Sieg haften.“ Nun ward das verabredet und fest gemacht, da schnallte der Mann dem Laufer das andere Bein an und sprach zu ihm: „nun sey hurtig und hilf, daß wir siegen.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_380.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)