Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 311.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bruder, der gab ihm einen großen Haufen Geld dafür; da dachte er: „nun kann ich mir forthelfen“ und ging zufrieden nach Haus.

Der Goldschmied war klug und listig und wußte wohl, was das für ein Vogel war; er rief seine Frau und sprach: „den Goldvogel brat mir, aber laß mir nichts davon kommen, ich habe Lust ihn ganz allein zu essen.“ Der Vogel war aber kein gewöhnlicher, sondern so wunderbarer Art, daß wer Herz und Leber von ihm aß, jeden Morgen ein Goldstück unter seinem Kopfkissen fand. Die Frau bereitete den Vogel, steckte ihn an einen Spieß und ließ ihn braten. Nun geschah es, daß während er am Feuer stand, und die Frau anderer Arbeiten wegen nothwendig aus der Küche gehen mußte, die zwei Kinder des armen Besenbinders hereinliefen, sich vor den Spieß stellten und ihn ein paarmal herumdrehten. Und als da grade zwei Stücklein aus dem Vogel in die Pfanne herabfielen, sprach der eine: „da, die paar Bißchen wollen wir essen, ich bin so hungrig, niemand kanns ja daran merken.“ Da aßen sie beide die Stückchen auf; die Frau kam aber dazu und sah, daß sie etwas aßen und sprach: „was habt ihr gegessen?“ „Ein paar Stückchen, die aus dem Vogel herausgefallen sind,“ antworteten sie. „Das ist Herz und Leber gewesen,“ sprach die Frau ganz erschrocken, und damit ihr Mann nicht bös ward, schlachtete sie geschwind ein Hähnchen, nahm Herz und Leber heraus und legte es zu dem Goldvogel. Als er gahr war, trug sie ihn dem Goldschmied vor, der aß ihn ganz auf;

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)