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fand, wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr und die schöne Müllerstochter ward eine Königin.

Ueber ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das Männchen, da trat es in ihre Kammer und forderte was ihm versprochen war. Die Königin erschrak und bot dem Männchen alle Reichthümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber das Männchen sprach: „nein, etwas Lebendes ist mir lieber, als alle Schätze der Welt.“ Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, daß es das Männchen doch dauerte und es sprach: „drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.“

Nun dachte die Königin die ganze Nacht über an alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten aus über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit nach neuen Namen. Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie mit Caspar, Melchior und Balzer an und sagte alle die sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: „so heiß ich nicht.“ Den zweiten Tag ließ sie herumfragen bei allen Leuten und legte dem Männlein alle die ungewöhnlichsten und seltsamsten vor, als: Rippenbiest, Hammelswade, Schnürbein, aber es blieb dabei: „so heiß ich nicht.“ Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: „neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus und vor dem Haus brannte ein Feuer und um

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_282.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)