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erging und sie nach Verlauf einiger Zeit Zwillinge, einen Knaben und ein Mädchen gebar.

Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte die Zauberin Abends die abgeschnittenen Haare oben am Haken fest, und als der Königssohn kam:

Rapunzel, Rapunzel,
laß dein Haar herunter!

so ließ sie zwar die Haare nieder, allein wie erstaunte er, als er statt seines geliebten Rapunzels die Zauberin fand. „Weißt du was, sprach die erzürnte Zauberin, Rapunzel ist für dich Bösewicht auf immer verloren!“

Da wurde der Königssohn ganz verzweifelnd und stürzte sich gleich den Thurm hinab; das Leben brachte er davon, aber die beiden Augen hatte er sich ausgefallen. Traurig irrte er im Wald umher, aß nichts als Gras und Wurzeln, und that nichts als weinen. Einige Jahre nachher gerieth er in jene Wüstenei, wo Rapunzel kümmerlich mit ihren Kindern lebte; ihre Stimme däuchte ihm so bekannt, und in demselben Augenblick erkannte sie ihn auch und fiel ihm um den Hals. Zwei von ihren Thränen aber fielen in seine Augen, da wurden sie wieder klar und er konnte damit sehen, wie sonst.


13.


Die drei Männlein im Walde.


Es war ein Mann, dem starb seine Frau, und eine Frau, der starb ihr Mann; und der Mann hatte eine Tochter und die

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)