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Blutstropfen aus ihrer rechten Brust und speite sie aus. Alsbald athmete sie wieder und erholte sich, aber der junge König hatte es mit angesehen und wußte nicht, warum es der getreue Johannes gethan, ward daher zornig darüber und rief: „werft ihn ins Gefängniß.“ Am andern Morgen ward der getreue Johannes verurtheilt und zum Galgen geführt und als er oben stand und gerichtet werden sollte, sprach er: „jeder der sterben soll, darf vor seinem Ende noch einmal reden, soll ich das Recht auch haben?“ „Ja, antwortete der König, es soll dir vergönnt seyn.“ Da sprach der treue Johannes: „Ich bin mit Unrecht verurtheilt und bin dir immer treu gewesen!“ und erzählte, wie er auf dem Meer das Gespräch der Raben gehört habe und beschlossen, seinen Herrn zu retten, darum er das alles habe thun müssen. Da rief der König: „o mein getreuster Johannes, Gnade! Gnade! führt ihn herunter.“ Aber der treue Johannes war bei dem letzten Wort, das er geredet, leblos herabgefallen und war ein Stein.


Darüber trug nun der König und die Königin großes Leid, und der König sprach: ach! was hab ich große Treue so übel belohnt!“ und ließ das steinerne Bild aufheben und in seine Schlafkammer neben sein Bett stellen. So oft er es ansah, weinte er und sprach: „ach! könnt ich dich wieder lebendig machen, mein getreuster Johannes!“ Es ging eine Zeit herum, da gebar die Königin Zwillinge, zwei Söhnlein, die wuchsen heran und waren ihre Freude. Einmal, als die Königin in der Kirche war und die zwei Kinder bei dem Vater saßen und spielten, sah dieser wieder

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)