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Mädchen - ob es zurückhaltend oder schamlos ist, können wir beiseite lassen - ich will von ihr nichts wissen.“ „Aber warum nennst du sie zurückhaltend?“ fragte Frieda unnachgiebig. K. hielt diese Teilnahme für ein ihm günstiges Zeichen, „hast du es erprobt oder willst du andere dadurch herabsetzen?“ „Weder das eine noch das andere,“ sagte K., „ich nenne sie so aus Dankbarkeit, weil sie es mir leicht macht, sie zu übersehen, und weil ich, selbst wenn sie mich nur öfters ansprechen würde, es nicht über mich bringen könnte, wieder hinzugehen, was doch ein großer Verlust für mich wäre, denn ich muß hingehen, wegen unserer gemeinsamen Zukunft, wie du weißt. Und deshalb muß ich auch mit dem anderen Mädchen sprechen, das ich zwar wegen seiner Tüchtigkeit, Umsicht und Selbstlosigkeit schätze, von dem aber doch niemand behaupten kann, daß es verführerisch ist.“ „Die Knechte sind anderer Meinung“, sagte Frieda. „In dieser wie auch wohl in vieler anderen Hinsicht“, sagte K, „Aus den Gelüsten der Knechte willst du auf meine Untreue schließen?“ Frieda schwieg und duldete es, daß K. ihr die Tasse aus der Hand nahm, auf den

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_474.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)