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und weint minutenlang. Er ist wieder der kleine Junge von ehemals. Es ist ihm etwas geschehen, dem er nicht gewachsen ist. Es ist, als hätte sich vor ihm plötzlich eine ganz neue Welt aufgetan, und das Glück und die Sorgen aller dieser Neuheit kann er nicht ertragen. Und dabei ist ihm nichts anderes geschehen, als daß er einen Brief an dich zur Bestellung bekommen hat. Aber es ist freilich der erste Brief, die erste Arbeit, die er überhaupt je bekommen hat.“

Olga brach ab. Es war still, bis auf das schwere, manchmal röchelnde Atmen der Eltern. K. sagte nur leichthin, wie zur Ergänzung von Olgas Erzählung: „Ihr habt euch mir gegenüber verstellt. Barnabas überbrachte den Brief wie ein alter vielbeschäftigter Bote und du ebenso wie Amalia, die diesmal also mit euch einig war, ihr tatet so, als sei der Botendienst und die Briefe nur irgendeine Nebensache.“ „Du mußt zwischen uns unterscheiden“, sagte Olga. „Barnabas ist durch die zwei Briefe wieder ein glückliches Kind geworden, trotz allen Zweifeln, die er an seiner Tätigkeit hat. Diese Zweifel hat er nur für sich und mich, dir gegenüber aber sucht er seine Ehre

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_440.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)