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ihnen aber nicht gelang, fügten sie sich endlich, nahmen Friedas Worte als Befehl und auf eine neuerliche Frage des Lehrers antworteten sie nicht mehr. „So,“ sagte der Lehrer, „ihr habt also gelogen? Oder wenigstens leichtsinnig den Schuldiener beschuldigt?“ Sie schwiegen noch immer, aber ihr Zittern und ihre ängstlichen Blicke schienen auf Schuldbewußtsein zu deuten. „Dann werde ich euch sofort durchprügeln“, sagte er, und schickte ein Kind ins andere Zimmer um den Rohrstock. Als er dann den Stab hob, rief Frieda: „Die Gehilfen haben ja die Wahrheit gesagt“, warf verzweifelt den Lappen in den Eimer, daß das Wasser hoch aufspritzte und lief hinter den Barren, wo sie sich versteckte. „Ein verlogenes Volk“, sagte die Lehrerin, die den Verband der Pfote eben beendigt hatte und das Tier auf den Schoß nahm, für den es fast zu breit war.

„Bleibt also der Herr Schuldiener“, sagte der Lehrer, stieß die Gehilfen fort und wandte sich K. zu, der während der ganzen Zeit, auf den Besen gestützt, zugehört hatte: „Dieser Herr Schuldiener, der aus Feigheit ruhig zugibt, daß man andere fälschlich seiner eigenen Lumpereien beschuldigt.“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_257.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)