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„Aber“, unterbrach sich hier der Vorsteher, als sei er im Eifer des Erzählens zu weit gegangen oder als sei es wenigstens möglich, daß er zu weit gegangen sei, „langweilt Sie die Geschichte nicht?“

„Nein,“ sagte K. „sie unterhält mich.“

Darauf der Vorsteher: „Ich erzähle es Ihnen nicht zur Unterhaltung.“

„Es unterhält mich nur dadurch,“ sagte K., „daß ich einen Einblick in das lächerliche Gewirre bekomme, welches unter Umständen über die Existenz eines Menschen entscheidet.“

„Sie haben noch keinen Einblick bekommen,“ sagte ernst der Vorsteher, „und ich kann Ihnen weitererzählen. Von unserer Antwort war natürlich ein Sordini nicht befriedigt. Ich bewundere den Mann, trotzdem er für mich eine Qual ist. Er mißtraut nämlich jedem, auch wenn er z. B. irgend jemanden bei unzähligen Gelegenheiten als den vertrauenswürdigsten Menschen kennengelernt hat, mißtraut er ihm bei der nächsten Gelegenheit, wie wenn er ihn gar nicht kennen würde oder richtiger, wie wenn er ihn als Lumpen kennen würde. Ich halte das für richtig, ein Beamter muß

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_122.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)