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nicht daran gedacht hatte, sagte er sofort: „Gewiß, ich muß fortgehn. Ich bin Prokurist einer Bank, man wartet auf mich, ich bin nur hergekommen, um einem ausländischen Geschäftsfreund den Dom zu zeigen.“ „Nun,“ sagte der Geistliche, und reichte K. die Hand, „dann geh’.“ „Ich kann mich aber im Dunkel allein nicht zurechtfinden,“ sagte K. „Geh’ links zur Wand,“ sagte der Geistliche, „dann weiter die Wand entlang, ohne sie zu verlassen und du wirst einen Ausgang finden.“ Der Geistliche hatte sich erst paar Schritte entfernt, aber K. rief schon sehr laut: „Bitte, warte noch.“ „Ich warte,“ sagte der Geistliche. „Willst du nicht noch etwas von mir?“ fragte K. „Nein,“ sagte der Geistliche. „Du warst früher so freundlich zu mir,“ sagte K., „und hast mir alles erklärt, jetzt aber entläßt du mich, als läge dir nichts an mir.“ „Du mußt doch fortgehn,“ sagte der Geistliche. „Nun ja,“ sagte K., „sieh das doch ein.“ „Sieh du zuerst ein, wer ich bin,“ sagte der Geistliche. „Du bist der Gefängniskaplan,“ sagte K. und ging näher zum Geistlichen hin, seine sofortige Rückkehr in die Bank war nicht so notwendig, wie er sie dargestellt hatte, er konnte recht gut

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Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_390.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2018)