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Oberst ist so gut, und du hast ihr vielleicht einen Gefallen tun wollen.“

„Nein, nein“, versicherte Wiseli noch einmal, „sie hat gar nicht gesagt, daß es ihr ein Gefallen sei; sie hat mich gefragt, ob ich gehen wolle, und ich wäre auf der ganzen Welt nirgends so gern hingegangen, wie zu Euch.“

Diese Worte mußten den Andres ganz beruhigt haben; er fragte nichts mehr, er legte seinen Kopf auf sein Kissen zurück und schaute stumm das Wiseli an; dann mußte er sich auf einmal umkehren und ein Mal über das andere seine Augen wischen.

„Was muß ich jetzt tun?“ fragte Wiseli, als er sich immer noch nicht umkehrte. Jetzt wandte er sich und sagte mit dem freundlichsten Tone:

„Ich weiß es gewiß nicht, Wiseli; tu du nur, was du willst, wenn du nur ein wenig bei mir bleiben willst.“

Wiseli wußte gar nicht, wie ihm geschah. Seit es seine Mutter zum letzten Male gehört, hatte niemand mehr so zu ihm geredet; es war gerade, als spüre es die Liebe seiner Mutter wieder in Andres' Worten und Weise. Es mußte mit beiden Händen seine Hand nehmen, so wie es oft die Mutter gefaßt hatte, und so stand es eine Weile an dem Bett, und es war ihm so wohl, daß es gar nichts sagen konnte, aber es dachte: „Jetzt weiß es die Mutter auch und hat eine Freude.“

Gerade so dachte der Andres mit stillem Glück in seinem Herzen: „Jetzt weiß es die Mutter auch und hat eine Freude.“

Dann sagte auf einmal das Wiseli:

„Jetzt muß ich Euch gewiß etwas kochen, es ist schon über Mittag. Was muß ich kochen?“

„Koch du nur, was du willst“, sagte der Andres. Aber

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_213.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)