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Nun waren sie bei dem Hause angekommen. Hier fand die Frau Oberst für gut, das Wiseli seinen Weg allein machen zu lassen; denn nach allem, was sie bemerkt hatte, mußte es ihm nicht schwer werden, ihn zu finden. Sie verabschiedete das Kind an der Ecke und sagte ihm, am Morgen werde sie wieder herunterkommen und sehen, wie es ihm gehe in dem neuen Haushalt, und wenn der Schreiner Andres etwas brauche, das nicht da sei, so solle es zu ihr kommen. Wiseli schritt nun getrost durch das Gärtchen und machte die Haustür auf; es wußte, daß der Andres drinnen in der Kammer liege hinter der Stube. So trat es leise in die Stube ein; da war niemand drin, aber es war schön aufgeräumt noch von der alten Trine her. Es schaute alles gut an, wie es sein müsse. An der Wand hinten in der Stube stand schön geordnet und zu einem rechten Bett aufgerüstet das große hölzerne Lager, das man die Kutsche nennt; der Vorhang war fast zugezogen darüber weg, aber Wiseli konnte doch sehen, wie schön und sauber es aussah, und es wunderte sich, wer da schlafe. Jetzt klopfte es leise an die Kammertür, und auf den Ruf des Andres trat es ein und blieb ein wenig scheu an der Tür stehen. Andres richtete sich auf in seinem Bett, zu sehen, wer da sei.

„Ach, ach“, sagte er, halb erfreut und halb erschrocken, „bist du es, Wiseli? Komm, gib mir die Hand.“ Wiseli gehorchte.

„Bist du auch nicht ungern zu mir gekommen?“

„Nein, nein“, antwortete Wiseli zuversichtlich. Aber der Schreiner Andres war noch nicht beruhigt.

„Ich meine nur, Wiseli“, fuhr er wieder fort, „du wärest vielleicht lieber nicht gekommen; aber die Frau

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_212.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)