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Damit nahm sie Abschied von Andres; als sie aber schon unter der Tür war, rief er ihr noch einmal ängstlich nach:

„Aber nur, wenn es will, das Wiseli, nur, wenn es will; bitte, Frau Oberst!“

Sie versprach noch einmal, das Kind sollte nur freiwillig erscheinen, oder dann gar nicht, und verließ das Haus. Sie ging aber nicht den Berg hinan, sondern hinunter, dem Buchenrain zu, denn sie wollte sogleich versuchen, das Wiseli dahin zu bringen, wo sie es so gern haben wollte.

Am Buchenrain angekommen, traf die Frau Oberst gerade mit dem Vetter-Götti zusammen, wie er ins Haus hineintreten wollte. Er begrüßte sie, ein wenig erstaunt über den Besuch, und sie teilte ihm gleich beim Eintreten in die Stube mit, warum sie gekommen sei, und wie sehr sie hoffe, keinen Abschlag zu bekommen, denn es liege ihr viel daran, daß das Wiseli die Pflege zu Ende führen könne, was es schon zu tun imstande sei. Da die Base in der Küche die Unterhaltung hörte, kam sie auch herein und war noch erstaunter als ihr Mann, den Besuch vorzufinden. Er erklärte ihr, warum die Frau Oberst gekommen sei, und sie meinte gleich, das sei schon nichts, von dem Kinde werde niemand eine besondere Hilfe erwarten. Da sagte aber der Mann: was recht sei, müsse man gelten lassen; das Wiseli könne helfen, wo es sei, es sei anstellig bei allen Geschäften; er würde das Kind nicht einmal gern fort lassen, es sei folgsam und gelehrig. So für vierzehn Tage wollte er nichts dawider haben, daß es den Andres ein wenig verpflege; bis dahin werde er wohl wieder auf sein, daß es heim könne, denn länger könnte es dann nicht

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_209.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)