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„Es geht vortrefflich. Deine Frau kann nun ihre Trine wieder heimnehmen, die hat gute Dienste geleistet. Nur sollte für eine kleine Zeit noch jemand da sein, oder etwa herkommen; der arme verlassene Kerl muß doch essen und hat keine Frau und kein Kind und gar nichts. Vielleicht weiß deine Frau Rat.“

Der Oberst richtete seinen Auftrag aus, und am folgenden Morgen setzte seine Frau bei ihrem Besuch sich zurecht am Bette des Andres und sagte:

„Jetzt muß ich etwas mit Euch reden, Andres; ist es Euch recht?“

„Gewiß, gewiß, mehr als recht“, erwiderte er und stützte seinen Kopf auf den Ellbogen, um recht zuhören zu können.

„Ich will nun die Trine wieder heimkommen lassen, weil es so ordentlich geht“, fing die Oberstin an.

„Ach, Frau Oberst, glauben Sie mir“, fiel der Andres ein, „ich wollte sie jeden Tag heimschicken; ich weiß ja wohl, wie sie Ihnen mangeln mußte.“

„Ich hätte sie nicht hereingelassen, wenn sie Euch gefolgt hätte“, fuhr die Frau Oberst fort; „aber jetzt ist es anders, da der Doktor sie entläßt. Er sagte aber, was ich auch längst dachte, jemand solltet Ihr haben, wenigstens noch für ein paar Wochen, der Euch das Essen bereitet oder doch bei mir holt, und für allerlei kleine Hilfsleistungen. Ich habe nun gedacht, Andres, wenn Ihr für diese Zeit das Wiseli zu Euch nehmen würdet.“

Kaum hatte der Andres den Namen aussprechen gehört, als er von seinem Ellbogen auf und in die Höhe schoß.

„Nein, nein, Frau Oberst, nein, sicher nicht“, rief er und wurde ganz rot vor Anstrengung; „so etwas können

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_207.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)