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„Deine Frau wird dir aber nicht danken“, sagte der Doktor, „denn ich lasse die Pflegerin drei bis vier Tage und Nächte nicht von dem Bett weg.“

„Sei nur unbesorgt“, entgegnete der Oberst, „für den Andres gäbe meine Frau alles her, nicht nur die alte Trine.“

Keuchend und beladen kam die Trine an, viel schneller, als man hätte hoffen können, denn sie stand schon lange ganz parat mit einem großen Korb am Arm, und die Frau Oberst stand neben ihr und lauschte, ob einer gelaufen komme. Sie hatte nicht annehmen können, daß der Andres wirklich tot sei, und hatte alles ausgedacht, was man brauchen könnte, um ihm wieder aufzuhelfen. So hatte sie Schwamm und Verbandzeug, Wein und Öl und warme Flanelle in einen Korb gepackt, und Trine hatte nur zu rennen, wie der Bote kam. Der Doktor war sehr zufrieden.

„Alles fort jetzt, gute Nacht, Oberst, und mach, daß die ganze Bande zum Haus hinauskommt!“ rief er und schloß die Tür zu, nachdem der Oberst hinausgetreten war. Der Gemeinderat war noch am Beratschlagen; da aber der Oberst erklärte, nun müsse gleich alles zum Haus hinaus, so faßten die Männer den Beschluß, für einmal müsse der Joggi eingesperrt werden, dann wollte man weiter schreiten. Es mußten also zwei Männer den Joggi in die Mitte nehmen, daß er nicht fortlaufen könne, und ihn so nach dem Armenhaus bringen und in eine Kammer einsperren. Der Joggi ging aber ganz willig davon und lachte, und von Zeit zu Zeit guckte er vergnügt in seine Faust hinein.

Gleich am anderen Morgen eilte die Frau Oberst in voller Sorge nach dem Häuschen des Andres hinunter. Trine

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_202.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)