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und die Base sagte: „Mach schnell die Tür auf, sie kommen“; denn der Lärm kam vom Vetter und den Buben her, die draußen den Schnee von den Schuhen stampften. Wiseli machte die Tür nach der Stube auf und die Base hob eine große Pfanne vom Feuer und fuhr eilends damit in die Stube hinein, wo sie den ganzen Haufen geschwelter Kartoffeln auf den Schiefertafeltisch ausschüttete. Dann lief sie zurück und brachte ein großes Becken voll saurer Milch herein und sagte: „Leg auf den Tisch, was in der Schublade liegt, so können sie zusitzen.“ Wiseli zog schnell die Schublade aus, da lagen fünf Löffel und fünf Messer, die legte es hin, und nun war der Abendtisch fertig. Der Vetter und die Buben waren hereingekommen und saßen gleich fest auf den Bänken am Tisch den Fenstern entlang. Unten am Tisch stand ein Stuhl; darauf hin wies nun der Vetter-Götti und sagte: „Es kann, denk' ich, dort sitzen, oder nicht?“

„Freilich“, sagte die Base, die auch einen Stuhl für sich bereit hatte auf der Seite gegen die Küche zu, sie saß aber nur eine Sekunde darauf still, dann lief sie wieder in die Küche und kam zurück und saß geschwind wieder zu einem Löffel voll Milch nieder; dann lief sie von neuem. Es wußte niemand, warum das so sein mußte, denn das Kochen war ja ganz zu Ende; aber es war immer so, und wenn der Vetter einmal sagte: „Sitz doch und iß einmal“, so kam sie erst recht in die Eile und sagte, sie habe nicht Zeit, so lang zu sitzen, und der Sache draußen werde wohl jemand nachsehen müssen. Als sie jetzt zum zweiten Male hereingeschossen kam und eilig eine Kartoffel schälte, fiel ihr Wiselis Untätigkeit auf, das neben ihr saß, die Hände in den Schoß gelegt. „Warum issest du nicht?“ fuhr sie

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_167.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)