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Wohltäter, mehr mit den freudestrahlenden Augen, als mit Worten, dann rannte es eilig davon. Otto fühlte sich sehr befriedigt. „Wo ist das Miezi?“ rief er in die sich zerstreuende Gesellschaft hinein. „Da ist es“, ertönte eine fröhliche Kinderstimme, und aus dem Knäuel heraus trat ein rundes, rotbackiges kleines Mädchen, das der Bruder Otto als kräftiger Schutzmann bei der Hand faßte und nun mit ihm dem väterlichen Hause zueilte, denn es war heute spät geworden; die erlaubte Zeit des Schlittens war ziemlich lange überschritten.


Zweites Kapitel.
Daheim, wo's gut ist.

Als Otto und seine Schwester durch die lange, steinerne Hausflur hereinstürmten, trat die alte Trine aus einer Tür und hielt ihr Licht in die Höhe, um besser zu sehen, was dahergetrappelt kam. „So, endlich!“ sagte sie, halb zankend, halb wohlgefällig. „Die Mutter hat schon lange nachgefragt, aber da war kein Bein zu sehen, und acht Uhr hat's geschlagen vor weiß kein Mensch wie langer Zeit.“ Die alte Trine war schon Magd in der Familie gewesen, als die Mutter der beiden Kinder zur Welt kam; so hatte sie große Rechte im Hause und fühlte sich durchaus als Glied desselben, eigentlich als Haupt, denn an Alter und Erfahrung war sie die erste. Die alte Trine war durchaus vernarrt in beide Kinder ihrer Herrschaft und sehr stolz auf alle ihre Anlagen und Eigenschaften; das ließ sie aber nicht merken, sondern sprach immer im Tone halber Entrüstung

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_136.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)