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nieder und legte seinen Kopf in beide Hände und sagte in trostlosem Ton: „Jetzt weiß ich's, Mutter; auf der ganzen Welt bin ich nirgends daheim, gar nirgends!“

Und so saß er bis in die Nacht hinein in seiner großen Traurigkeit und wäre am liebsten nicht mehr aufgestanden, aber in seine Kammer mußte er endlich doch wieder zurückkehren.


Fünfzehntes Kapitel.
Silvio wünscht mit Nachdruck.

In dem kleinen Silvio arbeitete aber die Aufregung weiter, und als er nun wußte, daß der Rico zwei Tage hintereinander keinen Augenblick kommen würde, fing er schon am frühen Morgen an mit Grimm auszurufen: „Nun kommt der Rico nicht! Nun kommt der Rico nicht!“ und fuhr mit kleinen Zwischenpausen so fort bis zum Abend, und am folgenden Tag fing er wieder an beizeiten. Am dritten Tage aber hatte ihn diese Tätigkeit so ausgetrocknet, daß er war wie ein Häuflein Stroh, das ein kleiner Funke gleich in helle Flammen bringen kann.

Rico erschien am Abend noch ganz angewidert von dem Tanzlärm, bei dem er gewesen war. Seit er nun wußte, daß er nirgends daheim war, hatte der Gedanke an das Stineli eine neue Gewalt bekommen, und er sagte bei sich: „Da ist nur das Stineli auf der ganzen Welt, zu dem ich gehöre und das sich um mich bekümmert.“ Und es kam ein großes Heimweh nach dem Stineli über ihn. Er saß

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_079.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)