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Drum ist mir auch, ihr scheidenden Gesänge,
     Als gäb’ ich selbst mich nun in fremde Hand!
Verschlingt euch bald das lärmende Gedränge

20
     Des Dichtermarkts im deutschen Vaterland?

Dem Einen seid ihr neue, wilde Klänge,
     Der Andre schilt euch abgenützten Tand,
Und Andre werden mein profanes Dichten
Mit prüdem Blick und frommem Seufzer richten.

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Dir aber, Geist der Jugend, darf ich sagen,

     Was knospend mir das junge Herz beschwert!
Du weißt es, wie in thatenlosen Tagen
     Im eig’nen Glüh’n die Seele sich verzehrt;
Und welchen Sang dürft’ ich vor dir nicht wagen,

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     Wenn ihn der Schönheit reiner Blick verklärt?

Im Reich der Dichtung ist die Schönheit Tugend, –
Und Priesterin der Schönheit ist die Jugend.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)