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Meiner Jugend, deren Nachglanz

Eben noch mein Herz erwärmte? –
Jugend blühet nur für Jugend,
Und das Grab blüht für das Alter.
Ausgetrunken hab’ ich längst schon

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Dieser Erdenlüste Becher,

Soll ich schlürfen an der Hefe?
Ich war glücklich, mögen Andre
Glücklich sein, in kurzen Tagen
Sagen sie gleich mir: Ich war es.

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Sei denn glücklich, Stern von Chaibar!“

Plötzlich wird sein Auge finster,
Und mit dumpfer Stimme spricht er:
„Spott’ ich dieses Wunschs nicht selber?
Fallen wird ihr Glück mit meines

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Jungen Feindes schönem Haupte,

Und erzählen wird man einstens,
Daß der greise Held Schafara
Einen Knaben hingemordet,
Um des Knaben Braut zu freien; –

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Und die Männer werden klagen

Um den Knaben und das Mädchen
Und ein Spottlied sich ersinnen
Auf den greisen Narr’n Schafara!“ –
Und auf’s Neue blitzt sein Auge,

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Blitzt hinüber nach der Jungfrau,

Und von seinem Finger zieht er

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Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)