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Nun aber ist dein Antlitz von Gram und Sorgen bleich,
Nun bist du selber elend, – und wir sind beide gleich;

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Und stieß dein Glück mich von dir, du hohe Prachtgestalt,

So lockt dein Schmerz mich wieder mit rührender Gewalt.

O können Menschenwaffen wehren deinem Harm,
Hier ist ein Herz voll Liebe und hier ein junger Arm!
Mein leidgewohntes Auge, dich kann’s nicht trauern seh’n,

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Dein Wille ist mein Leben! Nun sprich, was soll geschehn?“


Sie blickte ihm halblächelnd in’s Auge unverwandt,
Zerpflückte stumm den Schleier in ihrer weißen Hand,
Dann beugte sie sich langsam zu des Jünglings Ohr
Und sprach: „Albwin muß sterben!“ Helmichis fuhr empor.

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„Was sinnst du Ungeheures, vor dem mein Herz erschrickt?

Weh’ in welchen Jammer ist all’ mein Thun verstrickt!

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)