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Schaut, wie vom Waldgebirge die Sonne blutig scheint!

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Weh! Lacht nicht meiner Worte, sie sind im Ernst gemeint.

Ihr freit um Schön Sigune, Sigune lieb’ ich auch:
Mag denn das Schwert entscheiden! So ist es Heldenbrauch.“

Herr Gunther hört mit Staunen des Jungen kühnes Wort.
„Sollt’ ich den Knaben tödten, das wär’ ein leid’ger Mord!“

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„Nun zaudert nicht, Herr Oheim, und blickt nicht wie im Traum!

Für zwei Lebend’ge fürder ist hier im Schiff kein Raum.“

Es war in Rheinesmitte, weit ringsum Strom und Wald,
Da liefen auf einander die Helden mit Gewalt.
Der Neffe war so grimmig, dem Alten dünkt’ es Scherz,

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Da stieß ihn durch die Ringe der Knabe tief in’s Herz.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_209.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)