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„Wann sproßten solche Früchte aus solcher blut’gen Saat?“
So denkt er, „preisen muß ich mein Glück doch früh und spat;
Beseitigt ist der Alte, der stets mir leidig war:
Zur Sühne bringt die Tochter den süßen Leib mir dar.“

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Da hub er rasch zum Throne die Knieende empor:

„Nicht mangle dir der Hüter, den sich dein Herz erkor;
Du sollst an Etzel’s Hofe nun selber Herrin sein,
Ich halte dich, du Holde, vor allen Frauen mein.“

Sie küßt ihm stumm die Hände, ihn brennt der weiche Kuß,

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Daß soviel Zeugen lauschen, das schafft ihm noch Verdruß;

Er heißt die Tische rücken, es dünkt ihm Schlafenszeit;
Da führt er aus der Halle die ernst erröthende Maid.

Die Hochzeitfackel brannte in Etzel’s Schlafgemach;
Die Jungfrau nippt am Becher, er trinkt ihr fröhlich nach.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_179.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)