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Doch bei dem ersten Morgenroth,
Da hieß sie führen mich zum Tod,

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Und rief: Die Kette gabst du mir,

Ich schenk’ die beste Weide dir!““
     Die Todten reden leise.

„Und du, mein goldgelocktes Kind,
Wie war wild Waltraut dir gesinnt!“

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     Die Todten reden leise.


„„Ich war ein junger Fiedelmann,
Klein Waltraut sah mich lachend an.

Sie sprach: Was gibst du Kleiner mir?
So spiel’ ich heute nacht mit dir.

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Meine Fiedel trug ein Purpurband,

Das gab ich in klein Waltraut’s Hand.

O weh! Wie glühend war ihr Mund,
Sie küßt’ mir beide Augen wund.

Und als der Tag durch’s Fenster sah,

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Ihr weißes Tüchlein nahm sie da:


Laß binden die kranken Aeügelein zu!
Man soll dich bringen jetzt zur Ruh’, –

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)