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verstorbenen Cousine, der ihr selber stets wie ein Sohn nahe gestanden. Kein Wort von verbotener Korrespondenz, keine Erinnerung an Steenbocken, kein Schatten von Darwin oder Schopenhauer! Lisbeth wollte es kaum glauben, daß all ihre Unthaten so ganz vergeben und vergessen wären. Aber sie mußte wohl: die Zärtlichkeit, mit der die Mutter sie immer wieder in ihre Arme schloß, die freudigen, anerkennenden Blicke des Vaters, die sie überall verfolgten, rissen sie hin – sie war ihren Eltern wieder geschenkt worden durch die Werbung, und an der Freude der Ihrigen ward sie erst recht inne, wie sehr man vorher unter der Entfremdung, unter der Mißbilligung gelitten, die man über sie ausgegossen.

Bin ich’s? oder bin ich’s nicht? fragte sie wie das Katerlieschen im Märchen, als nun plötzlich Alles sich um sie drehte wie um den Mittelpunkt, Tante Martha eine schöne alte, aus Perlen und Granaten zusammengesetzte Gürtelschließe mit gerührten Augen daherbrachte, als Verlobungsgeschenk für sie, die bis zum heutigen Tage Tantes Schmuckkästchen nicht hatte anrühren dürfen. Daß Trude und Frieda mit selbst vom Gärtner geholten Veilchensträußen gratulirten und das von ihnen mitgerissene Dienstmädchen ein Töpfchen mit künstlichen Monatsrosen überreichte, war schon weniger wunderlich, wenn es auch über die Einstimmigkeit des Jubels merkwürdige Aufschlüsse ertheilte. So neu

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/380&oldid=- (Version vom 31.7.2018)