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Der Vorhang fiel, die Operngläser richteten sich in den Zuschauerraum. Plötzlich trafen sich seine Blicke mit denen Anneli’s durch den Operngucker. Sie ließ den ihren sogleich sinken, wurde feuerroth, verwirrte sich und sank auf ihren Platz zurück. Dem Studenten wurde eigenthümlich zu Muthe.

Schwelte doch etwas in jenem winzigen Vogelherzchen? Er verließ sie nicht mit den Augen, er wollte sehen, herausfinden. Allerdings war sie ihm gleichgültig, aber doch nicht so gleichgültig wie das Stück, das man dort spielte. Das Schauspiel der Verwirrung auf jenem niedlichen Gesichtchen war jedenfalls für ihn allein berechnet. Es dauerte einen halben Act lang, aber endlich ward ihm sein Lohn, sie blickte ihn noch einmal an. Diesmal also nicht zufällig, sondern voll Absicht. Mit einem kurzen, fragenden, zündenden Blick. Und ein kleines winziges Fünkchen flog doch aus dem blauen Auge zu ihm herüber und stöberte nach einer noch so kleinen Kohle, an der es sich festsetzen könne. Lieber Gott, so kleine herrenlose Kohlen sind immer da, auch in dem allerausgebranntesten Herzen. Iversen fühlte mit Vergnügen, daß ihm etwas wärmer wurde. Und es war ja so ungefährlich, jetzt, wo er sie durchschaute, wo er sie nach Gebühr werthete. Sie wurden nicht müde, herüber und hinüber zu blicken. Zuweilen machte er eine unauffällige Bewegung, die ihnen früher etwas bedeutet hatte. Sie kannte sie

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)