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Kleid schon um neun Uhr fix und fertig. Ganz matt sagte sie mir gute Nacht, und ich hatte Todesangst, daß sie so großen Kummer über mein Betragen hätte. Denke Dir meine Beruhigung, lieber Cousin: als ich um halb elf noch leise mal in ihr Schlafzimmer huschte, schlief sie ganz süß und sah ganz vergnügt aus. Aber an jenem Abend hab ich mir gelobt –

Ich habe Dir all das so ausführlich geschrieben, um Dir zu zeigen, daß ich es nicht leicht habe, und daß Du mich nicht heruntermachen mußt, wenn ich sehr langsam vorwärts komme. Die Bücher scheinen mir auch sehr schwer, einen Augenblick war ich so entmuthigt, daß ich all meine schönen Pläne aufgeben wollte. Wer weiß, ob ich nicht zu dumm bin, trotz allen guten Willens. Aber dann habe ich Deinen lieben Brief noch einmal wieder gelesen und habe mir gesagt: nein, man muß sich nicht unterkriegen lassen. Und dann hab ich was Gräßliches gethan, was ich einzig Dir vertraue, weil Du Dich unterzeichnet hast „Dein alter Spielbruder“, und weil es mich an die Zeiten erinnerte, wo wir zusammen Deine Hefte verkäs’ten! Nämlich ich habe ja nie Geld, keinen Pfennig, und da habe ich ein altes kleines Armband „verkäs’t“ beim Goldschmied. Es war doch schon kaput und stammte von Tante her, sie wird es hoffentlich nicht merken. Zwei Mark hab ich dafür gekriegt, und weißt Du, was ich mir dafür angeschafft habe? Drei

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/322&oldid=- (Version vom 31.7.2018)