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der winterlichen Krähe schon ein blankes, blauglänzendes Starenmännchen gärtnern ging. „Soweit ist’s in Frankfurt sicher nicht, die Lotte würd’ eine Freud’ haben, – muß es doch meiner Frau sagen, daß dem Kind seine Primeln vor dem Schloß in voller Blüthe sind.“

Das war vor drei Stunden gewesen, und nun, – ja, nun war’s gleichgültig, Primeln und Amseln und sogar die liebe, warme Sonne, die vom hellblauen, durchsichtigen Himmel so wohlmeinend auf die bunten Kinderhütchen schien und auf die schön geputzten und gewaschenen weißen Pudel, die mit Spazierschritten ihre halbgeschorenen Pfötchen den farbigen Beinen ihrer Herren nachsetzten. Die Lotte kam nicht aus Frankfurt, konnte nicht abkommen, der gestrenge Singmeister wollte nichts von Ferien wissen, hatte über Zeit- und Geldvergeudung gebrummt. Je nun! – Aber zwei Jahre, – das ist doch eine hübsche Zeit, wenn man nur die eine hat. Und die Alte, – im Anfang war’s ihm, als könne sie die Trennung von der Lotte nicht überleben! Keine Nacht recht geschlafen, und am Tage, wenn er sie doch allein lassen mußte, geschwollene Augen und ein so wehevolles, entbehrendes Lächeln um die schmalen Lippen. Und jede Bewegung, jeder Gedanke, jede Erinnerung und jede Hoffnung bezieht sich auf das Kind. Aber das ist nicht bei ihr allein, das geht ihm gerade so. Wenn sie mitsammen

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/285&oldid=- (Version vom 31.7.2018)