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Als er einmal so wüthete, ging Annita und holte ihm vom Gärtner einen Veilchenstrauß. Sie wollte ihm zeigen, daß sie ihn verstehe und ihn wenigstens durch Güte trösten. Adolf beroch die Blumen einen Augenblick, dann legte er sie achtlos beiseite. Nein, man sah es deutlich, mit Kleinigkeiten war der nicht mehr zu befriedigen. Es war ja auch genau genommen, wenig – so ein Veilchenstrauß statt eines Herzens. Armer Adolf! Er hatte doch ein schauderhaftes Schicksal.

Einmal lag auf dem Teppich vor dem Sopha eine Karte. Annita hob sie auf und sah dann, daß es eine auf die rechte Seite gefallene Photographie war.

„Was hast Du da? gib her“ rief der Patient.

„Ist es Deine? soll das ein Mann oder eine Frau sein?“ Das Mädchen hatte nur eine flüchtige Vision von panzerähnlichen glitzernden Tricots und einem Helm über Lockenringeln gehabt. Adolf war so eilig gewesen, ihr das Bild abzunehmen und zu sich zu stecken.

„Fein was?“ sagte er schmunzelnd.

„Ist es ein Mann oder eine Frau? laß doch noch einmal sehen, Adolf.“

„Das Bild kennst Du nicht mal? steht doch in allen Schaufenstern. Miß Adamina, die berühmteste – –“

„Ist das eine Cirkusreiterin?“ fragte Annita etwas hastig.

„Sie schwimmt vorzüglich. Dies ist ihr Badeanzug aus der Wasserpantomime, nobel, was?“

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/259&oldid=- (Version vom 19.8.2019)