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Körbchen präsentirte. Er blickte nicht auf, aber er nahm zwei Stücke.

„Trinkst Du Thee, Adolf?“ flüsterte Annita sanft und gewissermaßen abbittend. Das Lächeln, mit dem er ablehnte, hatte etwas Melancholisches, ohne Frage. Ja, Liebe, vergebliche Liebe, das ist ein Unglück! „Nimm auch hiervon, die Mandelspäne schmecken sehr gut“, murmelte Annita tröstend. Er nahm; stumm, brütend, kauend saß er da. Kann ich ihn auch nicht lieben, so kann ich doch nett mit ihm sein, sagte sich das Mädchen, und als die Stühle alle besetzt wurden, schob sie den ihren neben Adolfs. Aber er sprach immer, wenn er etwas sagte, nach der andern Seite, wo Angela saß. Sie war recht unangenehm, dieses jüngste Fräulein Rothermund. Man hieß die Rothermunds die zerstreute Familie, alles nach den sehr offenherzigen Berichten Angelas, die immer so herzuzählen liebte: „Papa hat ein paar Fremde hier und zeigt ihnen heute Hamburg bei Nacht, Mama ist in der Singprobe, Thekla verkauft im Wohlthätigkeitsbazar, Leo – der ist zu Hause, glaub’ ich – – nee nee, erst abwarten und dann Thee trinken, der hat ja heute Skatabend, Malwine ist in „Fiesko“, brr! aber wir haben geloost, wer hin muß, unsere Logennachbarn schimpfen so, wenn wir immer unsere Scheuerfrauen hinschicken, wenn Stücke von Schiller sind, – und die andern, na, die werden wohl auf’m Jungfernstieg

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/241&oldid=- (Version vom 31.7.2018)