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im Speisesaal nach Puffer und Pumpernickel; vor den Fenstern draußen guckte hellgrünes Gras aus einer leichten Schneedecke; kaum war die Sonne roth gesunken, so kam der blanke Mondkahn am blaßblauen Himmel daher gesegelt. Am schönsten sah man das von Adelheids Zimmerchen im dritten Stock. Die Mädchen hatten sich nach dem Kaffee dort hinauf gezogen; sie mußten sich doch umkleiden. Annita war gar nicht vom Fenster wegzubringen: „Diese Stunde vorher ist fast noch schöner als der Abend selbst, findest Du nicht auch? Mein Kopf ist ganz wirbelig, und doch freu’ ich mich auf nichts Besonderes, – und sieh mal, dieser hübsche blasse Schnee, und da hinten ganz fern und undeutlich die kleinen Häuser mit den rothen Lichtern, das gehört alles auch dazu.“

„Ja, Annita, aber Du reißt mir das Haar aus, wenn Du zugleich aus dem Fenster gucken willst!“ Adelheid schüttelte kläglich den Kopf, dessen langes weiches Gelock Annita soeben in kunstgerechte Pfropfenzieher verwandelte.

„Ja, Annita, es ist sehr nett, wirklich, der Schnee und so das Ganze, und ich finde es so reizend von Mama, daß sie uns hier hat Feuer machen lassen, – kalte Stuben zum Anziehen sind so scheußlich.“ Sie zog fröstelnd die Schultern zusammen. „Aber, ich fürchte, wir werden heut nicht fertig. Die Schleifen sind noch nicht zusammengenäht, und der Epheu ist auch nicht

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/230&oldid=- (Version vom 31.7.2018)