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„Gewidmet von Deinem Dich liebenden Cousin Adolf Scherer.“

„Kuck den alten guten Jung!“ machte Frau Severin voller Rührung.

„Nee, Du, Annita, das find ich niedlich, alles was recht is!“

Annita war noch röther und verwirrter, als ihre Freundin. Ihr war das doch eigentlich passiert mit dem Adolf Scherer, nicht ihrer Freundin, warum brauchte denn Adelheid so entzückt zu thun? Freilich war es ja hier im Hause gewesen, vorigen Sommer, an dem heißen Augustabend; sie hatten ja auch beinah geglaubt, Adolf habe einen Sonnenstich gekriegt. Sich so merkwürdig zu betragen! Annita war damals tagelang ganz aufgeregt gewesen, so unverständlich war ihr die ganze Geschichte. Na ja, ein bißchen sonderbar war Adolf wohl immer, vielleicht weil er „drüben“ geboren war, in Venezuela, und erst als zehnjähriger Junge herübergekommen war und deutsch gelernt hatte. Nicht, daß man es ihm angesehen hätte. Er war klein und breitschultrig, hatte dunkelblondes Haar und etwas verschlafene Augen, die aber manchmal ganz lebendig werden und sogar funkeln konnten. An jenem Augustabend hatten sie fortwährend gefunkelt. Annita konnte ihr Gesicht drehn, wie sie wollte, immer sah sie in Adolfs aufgerissene Augen, die ihr folgten. „Wie hübsch Dein Kleid ist!“ hatte er plötzlich gesagt und

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/218&oldid=- (Version vom 19.8.2019)