Seite:De Flügel auf Frapan Ilse.djvu/173

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Aber was – was trauen Sie mir denn zu?“ rief er mit halberstickter Stimme.

Ein strafender Blick fuhr über ihn hin. „Zwingen Sie mich, Ihnen die Geschichte noch einmal zu wiederholen? Das ginge doch wohl zu weit. Aber diese Liaison ist jetzt endgültig abgebrochen, nicht wahr? Das darf ich doch von Ihrer Ehrenhaftigkeit erwarten, hoffe ich! Ich lege kein zu starkes Gewicht auf diese Dinge,“ flüsterte sie dann, und ihre Miene ward mild und nachsichtig, „wenn man selbst verheirathet gewesen ist, und – ach, du mein Gott, man weiß es ja leider, wieviel leichtfertige Frauenzimmer es gibt, und wie die Verführung in jeder Gestalt an so einen jungen Mann herantritt.“

Hausdörffer erinnerte sich blitzartig schnell, daß auch er zuweilen geprahlt, man könne sich der Weiber kaum erwehren, in diesem Augenblicke gab er der Wahrheit die Ehre, ein ungeheurer Ekel packte ihn. „Und Sie kommen zu mir, zu mir, von dem Sie in diese Weise denken,“ zischte er, „um mir Ihre Tochter von neuem anzutragen? Ist das nicht über alle Begriffe?“

Er wollte noch mehr sagen, aber er sah die Frau blaß werden und zittern, und er bezwang sich.

„Ich habe es für Toni gethan; was thut eine Mutter nicht für ihr Kind,“ flüsterte sie mit einem Blick der Furcht und des Hasses. „Das Mädchen

Empfohlene Zitierweise:
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)