Heugeruch ausgeht, den altmodischen Regulator, der wahrhaftig schon auf elf zeigt, endlich die zierlichen Brotscheiben im chinesischen Bastkörbchen, den angeschnittenen Schinken auf hölzernem Brett, die flachen braunen Landjäger, von denen einer in Stücke zertheilt ist – so ein Landjäger sieht doch aus, als ob er auf Bäumen wachsen müßte, eine Art gesalzenes Johannisbrod! Und plötzlich bekommt er solch eine Lust, den Landjäger da zu probiren. Es ist mehr eigentlich, es ist ein herzhafter Appetit, dessen er sich bewußt wird, und fast ohne es zu wollen, hat er die Hand nach einem Scheibchen Wurst, nach einer Brodschnitte ausgestreckt und ist ordentlich überrascht, daß es sich greifen und in den Mund schieben läßt und sogar sehr gut schmeckt, so gut, daß er noch weiter zugreift, halb im Traum.
Wenn nur auch etwas zu trinken da wäre! Aber die Theekanne zwischen den zurückgeschobenen Gedecken fühlt sich kalt an, und das Restchen, das er sich daraus in seinen Reisebecher gießt, ist dunkelbraun und schmeckt nach Gerbsäure. Sie müssen also doch schon ziemlich lange fort sein, – er nimmt die Karte vom Starnberger See und Umgebung aus der Brusttasche, entfaltet sie auf der leeren Hälfte des Tisches und versucht sich zu orientiren.
Mühlthal? sollte dies Mühlthal sein? Und der Fluß wäre die Würm? Freilich, freilich, daß einem
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/110&oldid=- (Version vom 19.8.2019)