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konnte, aber kein Hirt war zu errufen. Der Hund war der einzige Hüter.

Er stellte sich auf das „Überstiegel“ neben dem hohen Thor, der Hund war von der anderen Seite heraufgesprungen, daß sein keuchender Athem gegen ihn strömte, zwei helle Punkte aus dem dunklen Gesicht ihn anflimmerten. Ein paar sanfte Worte, eine beruhigend auf den lockigen Kopf gelegte Hand besänftigten das verständige Thier. Es hatte schnell erschnuppert, daß der Eindringling keine von den Kühen zu stehlen gedenke, die sich alle hinter ihm an das Gitter gedrängt hatten. Er gab ihm sogar das Geleit bis zum Ende des Weideplatzes und hielt ihm mit Bellen und Umspringen den Weg offen; die Kühe trotteten bimmelnd und mit aufgeregtem Schnaufen hinterher. Beim Abschied sprang der Hund mit kurzem Winseln an ihm hinauf und ließ sich streicheln.

„Gelt, du bist noch jung im Hüterberuf und möchtest lieber einen Menschen zum Reden, als das dumme Kuhvolk.“ Der Hund schien ihm seufzend recht zu geben; er winselte ihm noch eine Weile nach, als ob er ihn gern begleitet hätte. Ein Gefühl der Einsamkeit und Enttäuschung beschlich den Wanderer; der Wald begann von neuem, und kein Haus ließ sich blicken. Dagegen gab es jetzt ein Wasserrauschen, dicht vor ihm und zu den Seiten, ein kräftiges stilles Dahinfließen – das war kein seichter Bach – , in

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)