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Schloßgartens werfen kurze, breite Schatten auf den ockergelben Kies; die Fliederbäume mit ihren süßduftigen, blaßlila Blüthenrispen heben die launische Grazie ihres Gezweiges ab gegen die pedantische Eckigkeit der zu Obelisken und Pyramiden verkünstelten Taxusbüsche. Und alles ist still ringsum, ernst und feierlich still – wie sich’s geziemt, wenn ein König im Sterben liegt.

Die Schloßuhr schlägt zwei … Da … was ist Das?

Dem donnernden Laut eines Wasserfalles gleich, der sich aus schwindelnder Höhe in die Tiefe stürzt, tönt es in die Frühlingsstille hinein … die Schritte Hunderter von Menschen!

Es ist ein Anderer als der Vicomte de Letorière, der jetzt in Versailles über die Kleinlichkeit von Welt und Menschen lächelt, eine ernstere, grausamere Persönlichkeit.

Neben dem verlassenen Königsleichnam steht der Tod und blickt den Höflingen nach, die es so eilig haben, von Ludwig XV. hinweg zu hasten, um Ludwig XVI. zu begrüßen.

Le roi est mort, vive le roi!


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Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)