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Gröden und Enneberg.


Das Wildfremde dieser Thäler sowohl in ihren abenteuerlichen Berggestalten, als in der Sprache und der Art der Bewohner übt in neuerer Zeit einen mächtigen Reiz auf wißbegierige Reisende. Ehemals blickte der eilige Romfahrer, wenn er am stolzen Schlosse zu Trostburg vorüberzog, wohl gleichgültig in den engen Bergriß, aus dem der Grödnerbach herausstürzt, ohne zu ahnen, was da Anziehendes dahinter liegt; jetzt aber nimmt sich schon mancher die Mühe hineinzuklettern, um dort für Geognosie oder Ethnographie zu sammeln. Es versteht sich daher von selbst, daß wir den Leser auch dahin führen müssen.

Eines Tages im Augustmonat 1842 zog ich mit einem Gefährten vom Salrainer Wirthshause auf den Ritten fort. Wir stiegen und sprangen in genöthigter Eile den steilen Fußsteig hinunter, der von der Hochebene an der Wand herab nach Atzwang führt. Damit waren wir in einer Stunde wieder aus dem nordischen Pflanzenwuchs und dem kühlen Windzug des Rittens in das Land der Rebe und der Feigen und in die warme südliche Luft der Niederungen gekommen. Und in der That war hier im engen Thale an der Straße eine drückende Hitze und wir betrachteten mit mißgünstigen Augen den jähen Berghang, der gleich über dem Eisack emporstieg, und uns nun wieder gerade so hoch hinaufführen sollte als wir so eben heruntergekommen waren, nämlich in die Hochebene

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_417.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)