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Die Heerstraße von Dorenbüren nach Bregenz, nach der vorarlbergischen Hauptstadt, führt auch ferner noch durch moorige Landschaft, die von vielen Canälen durchzogen ist. Sie bildet das Delta des obern Rheins und ist wohl erst seit anderthalb tausend Jahren bewohnt, denn vorher zog sich der Bodensee in weitem Busen bis gegen Hohenems hinauf. In Dorenbüren hat sich eine Ueberlieferung erhalten, welche bis in diese Zeiten zurückreicht. Man erzählt nämlich in dem Dorfe, das erste Haus der Gemeinde sey auf einer Anhöhe, der Schauinger genannt, gestanden und den Fuß des Bühels hätten die Wellen des Bodensees bespült. Von da sollen die Leute zu Schiff in die Kirche gefahren seyn.

Je mehr wir uns aber dem Bodensee nähern, desto mehr vertiefen wir uns in das Gebiet, das Gustav Schwab beschrieben hat, und wenn wir schon bisher nicht anders konnten als dem poetischen Schilderer manche Angabe zu entlehnen, so würde diese Nöthigung von jetzt an immer dringender werden. Deßwegen wollen wir lieber ganz und gar von dem fernern Umgang mit dem Wanderer, den wir bisher durch Vorarlberg geführt, abstehen und ihn hiemit feierlich der angenehmen Geleitschaft des schwäbischen Dichters überantwortet haben.

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)