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erobert. Auch pflegt gemeiniglich der Träger der von Liebesphrasen strotzenden Geschichte ein Ausbund aller nur erdenklichen Artigkeiten und Tugenden zu sein, welches Muster unsre Erzählung hinzustellen verschmäht, da sie lieber einen verschmitzten, galanten Abentheurer geben will, der leichtfertig, genusssüchtig, ein chinesischer Don Juan die heiligsten Liebeseide schwört und bricht, beides um seiner Sinnlichkeit und seinem momentanen Wohlbehagen Genüge zu leisten.

Ich hab’ es mir bei der Übersetzung angelegen sein lassen, die oft berechnete Präcision und Kürze des Ausdrucks so wörtlich als möglich wiederzugeben, damit die von dem Engländer unverwischte chinesische Steifheit und Ungelenkigkeit hervortrete und die oft damit bezweckte komische Wirkung nicht verloren gehe.

Absichtlich hab’ ich deshalb auch Satz für Satz übertragen, die für Europäer fast unverständlichen Bilder und unklar ausgesprochenen Sentenzen in ihrer dunkeln Umhüllung gelassen, wo eine leichte Wendung – jedoch auf Gefahr des Originalsinns – sie zum verständlichen Ausspruch hätte klären können. Ein chinesischer Shawl – und strotzt er von den plumpsten buntesten Farben und Charakteren, erhält seinen Werth durch seine originelle Färbung, indess man sich des nachgemachten – wenn auch einförmigen schämen würde. Möge man in dieser Übertragung lieber die linke Seite eines ächt chinesischen Shawls erblicken, als ihn für einen aufgeputzten Pseudochinesen erklären.

Leipzig, den 27. Februar 1846.

Adolf Böttger.


Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)