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Sinkew hatte kaum den Brief erhalten, als er auch seine Reise antrat. Am Tage wanderte er, des Nachts schlief er, bis er wohlbehalten zu Wookeang ankam, und bei der Yenling-Brücke Halt machte. Da er fürchtete, dass, wenn er seinen Brief irgend einem Andern anvertraue, er leicht den beabsichtigten Zweck verfehlen möchte, entschloss er sich, ihn keinem Andern als Chow Tingchang selbst zu geben.

Als Tingchang Sinkew erblickte, färbte sich sein Gesicht scharlachroth; ohne ihn über irgend Etwas weiter zu befragen, nahm er den Brief, steckte ihn in den Ärmel und ging rasch in das Haus. Kurze Zeit darauf sandte er einen Diener mit folgender mündlichen Antwort an Sinkew:

„Mein Herr,“ sagte der Knabe, „hat die Tochter des Herrn Wei geheirathet, des Tung-foo-Magistrates, und es mag wohl schon drei Jahr her sein; – Der Weg nach Wangkeang ist sehr weit, und schwerlich wird er je dahin zurückkehren. Und da ein Brief sehr schwierig zu schreiben ist, so überlässt er es Euch, diese mündliche Botschaft von ihm zu überbringen. Dieses kleine duftige Gazetuch, das früher Fräulein Lẅan gehörte, sowie diesen Bogen Papier, worauf ein Heirathskontrakt steht, bittet er Euch, ihr zurückzugeben, damit sie durchaus nicht mehr an ihn denke. – Der Herr hätte Euch gern ein Mittagsbrod gegeben, nur fürchtet er, dass der alte Herr, sein Vater Euch ausfragen und darüber erstaunt und zornig werden möchte. Drum sendet er Euch lieber diese fünf Silberstücke für die Reisekosten und

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/066&oldid=- (Version vom 31.7.2018)