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So hieltest Du, an Deine Verwandten denkend, für nöthig, unser Liebesband zu trennen! –

Plötzlich bemerkte ich, dass Dein pfirsich-blumiges Gesicht die Farbe des Frühlings verlor[1]; –

Mit Kummer ersah ich, dass in dem Briefe, mir durch die wilde Gans[2] gesendet, traurige Klänge ertönten. –

Obwohl mein Herr fortzog, so wurde doch nicht der Phönixwagen bereitet, einen Anderen zu freien, –

Und meine Sorge war grösser, als wenn Vater und Bruder mich verlassen, die Barbaren zu unterjochen; –

Mit Seufzen und mit weinender Stimme, als wollte das Herz mir brechen, –

Drückte ich Deine Hand, hing ich mich an Dein Gewand, und mahnte Dich an den geschworenen Eid! –

Mit Dir führte ich die Zusammenkunft des männlichen und weiblichen Phönix aus[3]. –

Zügle, o, ich ersuche Dich, Deine Leidenschaften bei den Blumen von Soochow[4].–

Seit Du ferne bist, legt sich meine Stirn in Falten und verfinstern sich meine Augenbrauen. –


  1. Mit der Farbe des Frühlings meinen sie dasselbe, was wir unter einem „Bild von Gesundheit und Glück“ verstehen.
  2. Bei den Chinesen ist die wilde Gans der Briefbote, wie es bei den Alten die Taube war.
  3. Nämlich die Heirath.
  4. i. e. les filles de joie von Soochow.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/063&oldid=- (Version vom 31.7.2018)